Bobber

Sie war heruntergekommen, voller Rost, und ungeliebt – die FXSTS ´89. Der Besitzer hatte sie zudem auch begonnen umzubauen – laienhaft und unprofessionell. Mit der Spraydose hatte er sie in matt schwarz gehüllt ehe sie zum Verkauf freigegeben wurde. Helmut „Hafi“ war zu jener Zeit auf der Suche nach einer Basis für sein neues Oldstyle Projekt. Hafi hatte konkrete Pläne und für da passte dieses Bike optimal. Rasch waren sich Käufer und Verkäufer einig und so kam die Harley ins Burgenland. Tags darauf stand das Bike bereist auf der Hebebühne und das Projekt konnte beginnen.

Gerade rechtzeitig, kurz vor der Veterama, Europas größtem Teilemarkt, hatte Hafi das Bike komplett zerlegt. So wusste er auch, welche Teile es zu suchen galt bzw. welche Ersatzteile für sein Projekt benötigt würden. Im „Paradies für Motorradschrauber“, der Veterama,  sollte alles zu finden sein, und so war es dann auch.  Harley Motoren gelten grundsätzlich als robust. Im inneren des FXSTS Antriebs sah alles gut aus. Kolben, Ventile, Gehäuse waren OK und bedurften nur einer Instandsetzung. Lediglich Knucklehead Zylinderköpfe von XOTIC sollten für einen klassischeren Style sorgen. Die gab’s auf einem Stand eines Holländers, der auch noch einen passenden S&S Vergaser und  eine elektronische Zündung dabei hatte. Zwei Gänge weiter fand Hafi an einem Verkaufsstand einen Luftfilter in Knuckle – Stile. Einen neuen fetten Riemen lieferte ein Verkäufer aus Italien. Da der Motor an starken Öl Verlust litt, mussten neue Dichtungen her. Einen kompletten Satz erstand Hafi am Stand eines Harley Dealers aus Polen. Eine gebrauchte aber in guten Zustand befindliche Springer – Gabel gab’s nur ein paar Meter weiter. Ein Felgenspezialist aus Deutschland bot in Mannheim sämtliche Fahrwerksteile von Speichen bis Nippel oder kompletten Rädern an. Hier erstand Hafi die beiden 5J15 Felgen mit 80 Speichen.

Ein ganz wichtiges Detail bildet bei diesem Projekt auch der Tank. Ein Nachbautank, perfekt gefertigt in einer kleinen Werkstatt in Polen, bekam den Zuschlag und wechselte von Mannheim nach Österreich. Jetzt fehlten nur noch ein paar Kleinigkeiten wie Rücklicht, Spiegel, Lenker oder Griffe. Und auch hier wurde Hafi fündig. Voll bepackt mit Teilen ging es wieder 800 Kilometer zurück. Jetzt galt es nur noch alles zusammen zu bauen.

Der Rahmen wurde gekürzt und gecleant ehe er mit schwarzem Pulver beschichtet wurde. Die gebrauchte Springer Gabel wurde in alle Einzelteile zerlegt und bekam frisches Chrom. Als die beiden Felgen eingespeicht waren, kamen 16 Zoll Gummis vom VW Käfer rauf. Krümmer und Endtöpfe fertigte Hafi selbst, genauso wie den Sitz. In der seitlichen Ledertasche befindet sich jetzt die Batterie – Beides, Tasche und Batterie, stammen natürlich auch aus Mannheim.  Für das Lackfinish war Hafis Frau Margit verantwortlich. Die leidenschaftliche Airbrusherin und Künstlerin verzierte Öl- und Benzintank in „King Kerosin“ – Design.

Nach gut einem halben Jahr Umbauarbeit stand einem erste Probelauf nichts mehr im Weg. Der 1340 ccm Motor schnurrte wie am ersten Tag und die Harley fuhr sich fantastisch. Jetzt galt es nur noch den Techniker vom TÜV davon zu überzeugen, doch es gab keine Beanstandung – das Bike war somit offiziell unterwegs.

Projekt beendet, doch auch heuer war Hafi wieder in Mannheim – ein neues Projekt steht am Start und da gilt es einiges zu besorgen, am besten auf Europas größtem Teilemarkt.

Story: GAU

Bitte beachten: Bei originalen Factory-Teilen „OEM H-D“ eintragen, bei selbst angefertigten Teilen: Eigenbau